Schwarze Streifen, weiße Streifen: Wie sieht dein Weltbild aus?

Schwarze Streifen, weiße Streifen: Wie sieht dein Weltbild aus?

„Kumpel, hör zu: Das geht doch jedem so, dass man irgendwann mal denkt, das Gras wäre woanders grüner“, sagte der Löwe aufmunternd.

Aber das Zebra war untröstlich: „Sieh mich an. Ich bin 10 Jahre alt. Die Hälfte meines Lebens ist vorüber. Und ich weiß noch nicht mal, ob ich schwarz bin und weiße Streifen hab – oder ob ich weiß bin mit schwarzen Streifen.“

Kurz darauf brachen die Tiere aus dem New Yorker Zoo aus. Und so nahm das Abenteuer Wildnis im Film Madagaskar (vor mittlerweile 20 Jahren) seinen Lauf.

Diese Szene ist mir in letzter Zeit öfter durch den Kopf gegangen.

Vor ein paar Tagen habe ich über das tantrische Weltbild geschrieben. Die Grundpfeiler sind:

Die Welt ist schön. Alles ist heilig und ein Ausdruck des Göttlichen.

In dem Beitrag ging es auch darum, dass diese Philosophie zurzeit ziemlich auf die Probe gestellt wird.

Die meisten von uns würden vermutlich unterschreiben: Es gibt viel Schönes in der Welt, aber auch jede Menge, das alles andere als schön ist. Schwarze Streifen, weiße Streifen. Je nachdem, in welchem Umfeld wir aufwachsen und welche Erfahrungen wir machen, überwiegt aber vielleicht das eine oder das andere in unserer Wahrnehmung.

Ist das Zebra in deinem Weltbild schwarz mit weißen Streifen?

Was ist die Grundfärbung? Ist das Leben schwierig und ungerecht, aber hin und wieder passiert etwas Gutes? So zumindest habe ich es lange Zeit empfunden.

Aber nicht nur meine Auseinandersetzung mit der Yogaphilosophie, sondern vor allem die praktischen Erlebnisse mit jahrelanger täglicher Meditation haben meinen Blick auf die Welt verändert. Wenn das Nervensystem nicht mehr permanent in Alarmbereitschaft und Dauerstress ist, entspannen sich auch unsere Wahrnehmung und unser Weltbild insgesamt. Meine Grundstimmung ist immer mehr: Die Welt ist schön. Das Leben ist ein göttliches Geschenk und alles hat einen Sinn – auch wenn ich ihn in manchen Situationen noch nicht oder erst mit Verzögerung erkennen kann.

Oder wenn wir bei der Zebra-Analogie bleiben: Mein Zebra wird zunehmend weiß mit schwarzen Streifen.

Die Sache ist: Du und ich, wir schauen auf dasselbe Zebra!

Aber wie wir die Welt wahrnehmen, bestimmt, mit wie viel Freude, Zuversicht, Gelassenheit und Engagement wir durch das Leben (samt seiner Höhen und Tiefen) gehen. Und wie schön bitte wäre es, wenn wir in unserer Wahrnehmung so klar wären, dass wir ALLEN Streifen dieses Zebras einen Sinn zugestehen könnten?

Deshalb hat eine spirituelle Praxis nicht das Ziel, uns einfach nur zu beruhigen. Entspannung ist lediglich der erste notwendige Schritt. Anschließend hilft unsere Praxis, unseren Blickwinkel zu erweitern, unsere Identität zu hinterfragen und von einem Entweder-Oder zu einem Sowohl-Als-Auch zu gelangen. Sie ermöglicht uns, unseren Blick gleichermaßen auf das Wesentliche und das Wunderbare zu richten.

Oder in den Worten der Madagaskar-Drehbuchautoren: 

„Seht euch das Zebra an. Das ist der Oberknaller auf zwei Hufen!“


Stefanie Seher Porträt

Hi, ich bin Stefanie!

Ich unterrichte Yoga und Meditation und schreibe hier darüber, wie du mehr Verbindung, Tiefe und Erfüllung in deiner Praxis finden kannst – und wie du all das in deinen eigenen Unterricht einfließen lassen kannst.


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