Morgens, abends oder irgendwann dazwischen – wann ist eigentlich die beste Zeit zum Meditieren? In diesem Beitrag findest du keine starre Antwort, sondern eine Orientierungshilfe: Was passiert, wenn du morgens meditierst? Was verändert sich, wenn du dir abends diese Zeit für dich nimmst – oder dir mittags eine bewusste Pause gönnst? Am Ende zählt nicht die perfekte Tageszeit, sondern dass deine Meditation ein liebgewonnenes Ritual wird.
Meditation am Abend
Wenn du am Abend meditierst, kannst du Spannungen loslassen und wieder ganz bei dir ankommen. Eine Abendmeditation hilft dir, den Tag achtsam abzuschließen und besser einzuschlafen. Wenn Stressbewältigung deine Hauptmotivation zum Meditieren ist, kann dies ein hilfreiche Abendroutine sein.
Meine Kursteilnehmerin Andrea konnte mit dieser Herangehensweise ihre Stressbelastung nachhaltig senken und berichtet über deutlich besseren Schlaf. Ihre Meditation ist mittlerweile ihr Feierabendritual geworden, mit dem sie den Arbeitstag hinter sich lässt.
Die Meditation bis zum Abend aufzuschieben, kann aber auch Nachteile haben:
Denn nicht jede(r) ist so diszipliniert wie Andrea. Wenn wir bis zum Abend warten, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir im Laufe des Tages unsere Energie- und Aufmerksamkeitsreserven aufgezehrt haben. Dann hat der innere Schweinehund leichtes Spiel: Obwohl wir wissen, dass uns eine tägliche Meditationspraxis gut tun würde, sagen wir uns, dass wir zu müde sind, verkürzen unsere Praxis oder verschieben sie auf einen anderen Tag.
Je länger wir unsere Praxis aufschieben, desto größer wird die Versuchung, sie von äußeren Umständen abhängig zu machen.
Und schließlich: Warum meditierst du? Als Maßnahme zur „Krisenbewältigung“ nach einem anstrengenden Tag? Denn Meditation kann viel mehr als nur Stressbewältigung leisten.
Meditation am Morgen
Möchtest du lediglich auf die Welt reagieren? Oder möchtest du dein Erleben selbst gestalten?
Morgens zu meditieren, ist Kreation statt Reaktion.
Stefanie Seher
Bevor Einflüsse von außen auf dich einstürmen, kommst du zuerst bei dir an und lässt dir nicht sofort den Fokus entreißen. Auf dieser Basis kannst du den gesamten Tag bewusster und selbstbestimmter gestalten. Du stellst fest, dass du gelassener bleibst in Stresssituationen und im Umgang mit anderen.
Traditionell wird die Morgenmeditation empfohlen. Denn im Morgengrauen ist die Außenwelt noch still und der Geist nach einem erholsamen Nachtschlaf ruhig und ausgeglichen. Wenn die Meditation dort ansetzt, ist es leichter, in Kontakt zu kommen mit dem höheren Bewusstsein und die beste, freieste, gelassenste, mitfühlendste Version deiner selbst für den Tag bereit zu machen.
Ja, das erfordert Disziplin, für die Meditation etwas früher aufzustehen – keine Frage! Es erfordert wahrscheinlich auch, dass du deine Abendroutine anpasst und früher schlafen gehst.
Und natürlich ist es nicht für jede(n) eine Option. In manchen Situationen ist es einfach unzumutbar, noch früher aufzustehen – denn wenn du dich so quälen musst und Körper und Geist eigentlich noch schlafen, dann wird die Meditation wenig Früchte tragen und du verlierst langfristig die Motivation.
Wenn du es aber schaffst, deinen Rhythmus so umzustellen, dass du gleich morgens frisch und erholt mit deiner Meditation in den Tag starten kannst, dann hat das noch einen zusätzlichen Vorteil: Die äußeren Umstände können dir nichts mehr anhaben. Du hast deine Praxis so priorisiert, dass nichts dazwischen kommt und du deine vollen Energiereserven des Tages für deine Meditation zur Verfügung hast.
Und wie ist es mit einer Meditation in der Mittagszeit? Auch eine achtsame Pause im Tagesverlauf kann eine sehr gute Erfahrung sein, wenn du dich ungestört zurückziehen kannst. Mittags ist der Geist wach und es sollten noch ausreichend Energie- und Aufmerksamkeitsreserven vorhanden sein.
Eine häufige Frage ist dabei lediglich: „Soll ich besser vor oder nach dem Essen meditieren?“
Meine Antwort darauf ist sehr pragmatisch: Das kommt drauf an, wie stark dein Hunger ist. Wenn du so hungrig bist, dass du die ganze Zeit nur ans Essen denken würdest, dann meditiere nach dem Essen. Wenn die Mahlzeit aber so groß und schwer wird, dass du ein „Food-Koma“ erwartest, dann meditiere vorher. Denn auch ein voller Bauch macht den Geist träge.
Lege dich auf eine Zeit fest
Swami Rama fasst es so zusammen:
„Meditation kann zu jeder Zeit, egal ob Tag oder Nacht, durchgeführt werden. Doch traditionell werden der frühe Morgen und der späte Abend als die besten Tageszeiten bezeichnet – wenn die Welt um einen herum still ist und man wahrscheinlich nicht von anderen unterbrochen wird. Möglicherweise ist man morgens oder abends von Natur aus frischer und wacher, sodass dies die persönlich beste Zeit zum Meditieren sein kann. Aber auch der Tagesablauf und persönliche Verpflichtungen werden einen großen Einfluss darauf haben, wann man meditieren kann.“
Swami Rama in „Die Praxis der Meditation“
Experimentiere gern eine Zeit lang damit, was für dich die beste Zeit zum Meditieren ist. Beobachte:
- Zu welchen Zeiten fällt mir die Meditation leichter oder schwerer?
- Wann bin ich anfälliger, mich von meinem inneren Schweinehund sabotieren zu lassen?
- Wann erlebe ich häufiger eine besonders tiefe Meditation?
- Wann habe ich das Gefühl, am meisten mit mir verbunden zu sein?
Das ist auch einer der Gründe, warum ich immer dazu rate, ein Meditationstagebuch zu führen. So erkennst du Zusammenhänge leichter und kannst deine eigenen Entwicklungen nachverfolgen.
Im nächsten Schritt lege dich dann auf eine Uhrzeit fest und behalte sie bei, so gut es geht. Dies ist, so Swami Rama weiter, „äußerst vorteilhaft für die Vertiefung der Praxis“ und „hilft, den mentalen Widerstand durch Trägheit und die Tendenz des Aufschiebens zu beseitigen.“
Am Ende gilt immer: Die beste Meditation ist die, die du auch tatsächlich machst.
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