Ich möchte dir heute eine Erlaubnis aussprechen. Beziehungsweise dich ermutigen, dir selbst eine Erlaubnis zu geben: die Erlaubnis, dass du auch in der Meditation Ziele haben darfst. Denn Meditation wird ja häufig so dargestellt, als müssten wir frei von allen Ambitionen sein und wunschlos glücklich über allen Dingen schweben.
Ja, das Nicht-Anhaften, das Loslassen und eine gewisse „ziellose Genügsamkeit“ werden in Yoga und Meditation hoch geschätzt und haben natürlich einen großen Wert.
Aber seien wir ehrlich:
Meditation ist für niemanden ein Selbstzweck oder reiner Zeitvertreib.
Sondern du meditierst, weil du dir etwas davon erhoffst:
- einen klaren Kopf und ein paar Minuten Ruhe für dein Gedankenkarussell,
- Antworten auf die Fragen, die dir seit Tagen durch den Kopf geistern,
- mehr Gelassenheit, um aus der Achterbahn deiner Gefühle aussteigen zu können,
- Inspiration und deine innere Stimme zu hören
- oder vielleicht meditierst du, weil du ein vages Gefühl hast, dass es da doch „irgendwie noch mehr“ in dir geben muss?
Und selbst „wunschlos glücklich sein“ ist ein Ziel.
Ob du es dir eingestehen magst oder nicht: Du hast jede Menge Wünsche und Ziele für deine Meditation. Und das ist auch gut so! Denn wenn du kein Ziel hast, musst du dich auch nicht wundern, dass du nirgendwo ankommst.
Als Alice im Wunderland die Grinsekatze fragte, welchen Weg sie nehmen sollte, antwortete die Katze berühmtermaßen: „Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest.“
Was ist DEIN Wunsch, DEIN Ziel?
Und hast du auch einen klaren Weg, wie du deinem Ziel näher kommst?
Genau deshalb liebe ich die traditionelle Kriya-Meditation so: Für jedes Ziel – Ruhe, Erdung, Inspiration, Strahlkraft usw. – weist sie uns die Richtung. Und ihre klare Struktur gibt Orientierung auf dem Weg dorthin.
Und trotzdem: Ohne Loslassen geht es nicht
Du darfst dich also mit deinem Wunsch auf den Weg machen. Dieser Wunsch motiviert dich, deine Praxis mit Hingabe auch über einen längeren Zeitraum zu verfolgen.
Und dennoch kommt in jeder Meditation der Punkt, an dem dich Struktur und Ambition nicht weiterbringen. Du kannst den Atem, den Fokus und Prana perfekt vorbereiten und auf dein Ziel abstimmen – aber die eigentliche Meditation beginnt in dem Moment, in dem du vertrauensvoll loslässt.
In dem Augenblick, wo du vom TUN ins SEIN übergehst. Alles andere ist die Vorbereitung auf diesen Moment.
Nur weil deine Meditation Ziele hat, muss sie nicht perfekt sein
Das heißt übrigens nicht, dass jede einzelne Meditation immer gelingen oder perfekt sein muss – Gelegenheit für Gelassenheit und Vertrauen gibt es reichlich.
Aber ohne Richtung und ohne inneres Ziel ist es reiner Zufall, ob du jemals ankommst – oder überhaupt losgehst.
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