Warum hast du eigentlich mit Yoga und/oder Meditation angefangen?
Meine Vermutung ist, dass du und ich im gleichen Boot sitzen: In erster Linie wollen wir daraus irgendeinen Vorteil für unser Leben ziehen. Mehr innere Ruhe und Gelassenheit, weniger Stress, uns vielleicht (wieder) mehr mit uns selbst und mit der inneren Stimme verbinden – oder irgendeine Ausprägung von „Erleuchtung“ finden, die unser Dasein schlagartig müheloser macht. Und ja, auch wenn immer viel von Nicht-Anhaftung die Rede ist: Du darfst auch in der Meditation Ziele haben.
Aber warum dauert es so lange, bis man tatsächlich Ergebnisse sieht? Warum geht das mit der Erleuchtung so langsam? Auch wenn wir nach einer einzelnen Yogastunde oder Meditationseinheit ein paar Lichtstrahlen erblicken, verblassen sie oft schnell wieder. Kleine Momentaufnahmen, aber nicht der erhoffte lichterfüllte „Dauerzustand“.
Baby Steps sind nicht nur ok, sondern auch sicher.
Erleuchtung ist im Grunde eine radikale, allumfassende Änderung, wie wir uns selbst und die Welt sehen und erleben.
So etwas braucht Zeit. Denn Veränderung macht ziemlich Angst! Stell dir einmal vor: Was wäre, wenn …
- alles, was wir für Tatsachen und Naturgesetze gehalten haben
- alles, was uns Orientierung, Sicherheit und Identität gegeben hat
- alles, was sich unser Geist als Erklärungen und Bewältigungsstrategien zurecht gelegt hat
… wenn all das gar nicht der Realität entsprechen würde?
Wenn unser ganzes Verständnis von „ich“ und von der Welt urplötzlich ins Wanken geraten würde?
Wenn sich unsere komplette Sicht auf die Dinge so schlagartig ändern würde, würde das zu einem Nervenzusammenbruch führen.
Deshalb fällt der Groschen halt pfennigweise, wie es so schön heißt. Eine kleine Erkenntnis nach der anderen. Und mit den neuen Erkenntnissen müssen wir uns auch langsam neue Gewohnheiten erarbeiten, um diesen neuen Erkenntnissen entsprechend zu leben. Unser Nervensystem muss „mitlernen“.
Ausmisten im Kopf
Fast so als wäre eine innere Marie Kondo in uns am Werk, die alle Annahmen auf den Prüfstand stellt.
Ist dieser Glaubenssatz (über mich, über dich, über die Welt) noch zutreffend oder kann der weg?
Bereitet mir jene Sichtweise oder Angewohnheit wirklich Glück und Freude oder sollte sie ausgemistet werden?
Mal ehrlich, wie lange würde es dauern, mit der Aufräum-Ikone Marie Kondo deine Wohnung oder dein Haus bis in den kleinsten Winkel so richtig durchzuputzen?
Und unser Geist ist schließlich um ein Vielfaches komplexer als unser Kleiderschrank, selbst wenn du der größte Fashion Junkie auf der Welt bist! Erwarten wir da wirklich, dass uns auf Knopfdruck dieses eine Licht aufgeht, das alle, wirklich ALLE mentalen Spinnenweben und Staubschichten durchdringt?
Auch ein kleiner Perspektivwechsel kann uns schon ziemlich lange beschäftigen – und ziemlich viel in unserem Leben zum Besseren verändern.
Unsere Aufgabe ist: dranzubleiben. Offen zu sein für neue Erkenntnisse und Perspektivwechsel. Weiter zu üben, bis die lichtvollen Momente häufiger und selbstverständlicher werden.
Und aus eigener Erfahrung kann ich dir versprechen: Das werden sie.
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