Meditationsraum einrichten: Innenarchitektur trifft Yoga-Tradition

kleine Shiva-Nataraj-Statue

Wenn ich in der Meditation die Augen zu habe, ist es dann nicht egal, wie der Raum um mich herum aussieht? Nein – sagt Innenarchitektin Gudula Be-Pechhold. Sie ist auf „Healing Design“ im Healthcare-Bereich spezialisiert. Und die gleichen Raumgestaltungs-Prinzipien, die Erholungsprozesse in Krankenhäusern unterstützen, können wir uns auch für Yoga- und Meditationsorte zunutze machen. In diesem Beitrag findest du Inspiration, wie du deinen Raum einrichten kannst, damit er deine Entspannung, Konzentration und innere Ruhe in der Meditation unterstützt.

Der äußere und der innere Meditationsraum 

Kannst du dich noch an den Film Eat Pray Love erinnern? Als Liz Gilbert (wunderbar gespielt von Julia Roberts) im Ashram in Indien ankommt, hat sie ziemliche Schwierigkeiten, in die Meditation hineinzufinden. Genervt klagt sie einem neuen Bekannten dort: „Ich kann mich nicht konzentrieren! Ich denke ständig an meinen Meditationsraum und wie ich ihn einrichte.“ Und dieser Bekannte, der etwas kauzige Richard aus Texas, antwortet ohne Umschweife: „Der Meditationsraum ist in deinem Inneren – richte den ein!“

Natürlich hat Richard aus Texas recht: In der Meditation passiert das Wesentliche im Inneren – mit geschlossenen Augen, jenseits von Kerzenschein und spiritueller Deko. Aber dennoch haben physische Räume einen großen Einfluss auf die Stimmung, das Wohlbefinden und selbst die Konzentration. Und es gibt sogar einen Teilbereich der Innenarchitektur, der sich damit beschäftigt, wie die Gestaltung von Räumen all diesen menschlichen Bedürfnissen optimal gerecht werden kann. 

Was ist Healing Design?

Dieses „Healing Design“ ist der Schwerpunkt der Innenarchitektin Gudula Be-Pechold. Im Healthcare-Bereich konzentriert sie sich zum Beispiel darauf, Raumkonzepte für Arztpraxen oder Krankenhäuser zu entwerfen, die Heilung unterstützen. „Das ist mittlerweile sogar wissenschaftlich bewiesen“, sagt Gudula. Healing Design stützt sich unter anderem auf Erkenntnisse der Wahrnehmungs-, Umwelt- und Farbpsychologie.

Auf Basis dieses Wissens werden aus Patientenzimmern Rückzugsorte, die die Erholung fördern und zugleich Stress und Ängste mildern – was in der Ausnahmesituation eines Krankenhausaufenthalts wichtig ist. Aber auch generell brauchen wir in unserer lauten und überreizten Welt gut gestaltete Räume „als Überlebensstrategie für mentale Gesundheit, Orientierung und menschliche Würde“, wie Gudula in einem ihrer Blogbeiträge schreibt.

Und wenn man es so betrachtet, ergeben sich plötzlich überraschende Anknüpfungspunkte zwischen Innenarchitektur und Meditation: die gemeinsame Mission, dem allgegenwärtigen Stress und der Reizüberflutung einen Rückzugsort entgegen zu setzen.

Deshalb habe ich Gudula zu einem Interview eingeladen. Sie gibt darin konkrete Beispiele aus ihrer Arbeit und erklärt, welche Rolle Farben, Materialien, Lichtquellen, Bilder, Akustik, aber auch die selbst Natur spielen. Hier kannst du dir unser Gespräch auf YouTube ansehen.

Yoga- und Meditationslehrerin Stefanie Seher im Gespräch mit Innenarchitektin Gudula Be-Pechhold. Themenüberschrift: So richtest du deinen Wohlfühl-Raum für Yoga & Meditation ein: "Healing Design"-Tipps einer Innenarchitektin

Warum brauche ich Raumgestaltung, wenn doch die Augen in der Meditation geschlossen sind?

Jetzt sind wir bei Yoga und Meditation natürlich nicht in einem Heilkontext wie zum Beispiel in einer Arztpraxis. Dennoch sind auch hier Stressabbau, Entspannung und Wohlbefinden für Körper, Geist und Seele zentrale Anliegen. Und genau deshalb lohnt es sich, Inspiration beim „Healing Design“ zu holen. 

Die Gestaltung des Raums spielt sogar eine Rolle, wenn wir ihn gar nicht unbedingt ansehen wollen – zum Beispiel weil wir an unserem Meditationsort sowieso die Augen schließen wollen. „Räume wirken, ob gewollt oder nicht“, sagt Gudula. Schon beim Betreten eines Raums entsteht ein Eindruck, der darüber entscheidet, ob wir uns wohlfühlen oder nicht. „Und das hat auch gar nichts mit Geschmack zu tun“, erklärt Gudula weiter, „sondern es geht darum, hat er einen angenehmen Gesamteindruck, passend zu dem, was ich da mache.“

Und selbst wenn wir höchst wirkungsvolle Yoga-, Atem- oder Meditationsübungen kennen – wenn wir sie in einer passenden Umgebung praktizieren, können wir uns schneller darauf einlassen, besser konzentrieren und mehr entspannen.

Stell dir nur einmal vor: Du sitzt mit geschlossenen Augen in einem offenen Durchgangszimmer – wie gut kannst du dich in deine Meditation hineinentspannen, wenn ein Teil deiner Aufmerksamkeit immer in Alarmbereitschaft ist, weil jederzeit jemand durch den Raum laufen könnte? Und dann stell dir zum Vergleich vor: Du sitzt mit geschlossenen Augen in einer gemütlichen, blickgeschützten Nische, die du ganz für dich hast? In beiden Fällen siehst du deine Umgebung nicht – trotzdem spürst du den Unterschied.

Auch die Akustik spielt in der Innenarchitektur eine wichtige Rolle. Im Meditationsbereich ist dies vor allem bei größeren Räumen für Gruppenveranstaltungen wichtig. Denn auch wenn die Augen in der Meditation geschlossen sind, wirkt der Raum über seine Akustik weiter auf uns. Gudulas Tipp: Vorhänge, Kissen oder Teppiche absorbieren den Hall und helfen, dass nicht jedes kleine Rascheln akustisch verstärkt wird.

Die besten Tipps der Innenarchitektin im Überblick

  • Naturelemente: Natur ist in allen Altersgruppen und Kulturen positiv besetzt. Der Blick ins Grüne, Zimmerpflanzen oder selbst Naturbilder tragen zum Erholungseffekt deines Raums bei.
  • Harmonische Farbauswahl: Wähle dezente Wandfarben oder Pastelltöne für eine beruhigende Atmosphäre.
  • Raumteiler oder Paravent: Wenn du eine kleine Meditationsecke in einem Zimmer einrichten möchtest, trenne sie optisch etwas von dem restlichen Wohnbereich ab, um dir einen Rückzugsort zu schaffen. 
  • Nicht mit dem Rücken zur Tür: Richte deinen Sitzplatz so ein, dass hinter dir eine Wand ist, um dich auch unbewusst sicher und geborgen zu fühlen.
  • Lichtquellen: Statt praktischer, aber blendender Bürolampen nutze indirektes oder gedämpftes Licht für eine angenehme Atmosphäre (ziemlich einleuchtend, im wahrsten Sinne des Wortes).
  • Visueller Anker: Ein inspirierendes Bild oder Deko-Element zieht den Blick an und gibt auf angenehme Weise Orientierung im Raum – ein Yantra an der Wand (wie auf dem Foto unten) kann sogar Gegenstand von Konzentrations- oder Meditationsübungen sein!

Für ausführlichere Erklärungen und Hintergründe dazu schau dir mein Interview mit Gudula auf YouTube an.

Mein Yoga- und Meditationsbereich mit Sri Yantra an der Wand

Stefanie Seher Porträt

Hi, ich bin Stefanie!

Ich unterrichte Yoga und Meditation und schreibe hier darüber, wie du mehr Verbindung, Tiefe und Erfüllung in deiner Praxis finden kannst – und wie du all das in deinen eigenen Unterricht einfließen lassen kannst.


Kommentare

3 Antworten zu „Meditationsraum einrichten: Innenarchitektur trifft Yoga-Tradition“

  1. Liebe Stefanie,
    vielen Dank für Deine Idee zu unserem Interview.
    Das hat wirklich Spaß gemacht und im Gespräch haben wir einige interessante Zusammenhänge aufgedeckt. Dein Blogartikel hat alles wunderbar zusammengefasst.
    Meine Lieblingserkenntnis ist:
    Geschlossene Augen schützen nicht vor einer gruseligen Raumatmosphäre!
    LG Gudula

  2. Hallo Stefanie,

    du hast einen wirklich schönen Meditationsplatz für dich gestaltet.
    Meine Shiva-Statue sieht genauso aus, wie auf deinem Bild. Leider hat sie noch nicht so viel Platz, wie sie haben sollte. Aus deinem Artikel habe ich mir mitgenommen, dass ich morgen nochmal bewusster meinen Raum betrachte.

    Liebe Grüße,
    Marion

  3. […] Meditationsraum einrichten: Innenarchitektur trifft Yoga-Tradition […]

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