Mit dem „falschen Fuß“ aufgestanden? Dann prüfe deine Atmung!

Eine Frau liegt unter einem Bett. Es ragen nur ihre Beine hervor. Darüber der Schriftzug: "Mit dem falschen Fuß aufgestanden?"

Fun Fact: „Mit dem falschen Fuß aufstehen“ – das gibt es wirklich! Die alten Yogis wussten schon vor Jahrtausenden, dass unsere Energie in verschiedenen Leitbahnen durch den Körper fließt. Und genau wie früher ein Bauer mit dem falschen Schuh ins Straucheln geraten konnte, stolpern auch wir heute, wenn Atem, Energie und Aktivität nicht im Einklang sind.

Was steckt hinter der Redewendung „mit dem falschen Fuß aufgestanden“?

Manchmal gibt es ja so Tage, an denen scheinbar gar nichts rund läuft. Oder wenn wir jemandem begegnen, der schon morgens schlechte Laune hat, dann spekulieren wir gerne, ob die Person wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden ist.

Hast du dich mal gefragt, woher dieser Ausdruck kommt? Ich schon. (Ich war ja im früheren Leben Sprachwissenschaftlerin und vermutlich seit mehreren Leben Nerd.)

Angeblich kommt die Redewendung aus der Landwirtschaft – von Bauern, die früh morgens im Halbschlaf ihre Schuhe vertauschten. Und wer mit dem rechten Schuh am linken Fuß (und umgekehrt) umknickt, kann den restlichen Tag auf dem Feld vergessen. Ich finde es spannend, dass dieses spezielle Berufsrisiko weit genug verbreitet gewesen sein muss, dass es zu einer eigenen Redewendung geführt hat.

Swara Yoga: Die Wissenschaft von Atem und Energie

Die alten Yogis hatten einen ganz eigenen Blick darauf: Mit dem richtigen Fuß aufzustehen, ist für sie keine Kunst. Es ist auch kein Aberglaube, sondern eine Wissenschaft für sich. Diese nennt sich Swara Yoga und handelt davon, wie unsere Energie durch die Leitbahnen im Körper fließt – und wie wir das anhand des Atems beobachten und lenken können.

Ist dir schon mal aufgefallen, dass fast immer ein Nasenloch aktiver ist als das andere? Dass auf der einen Seite mehr Luft durchfließt als auf der anderen? Das ist völlig normal und wechselt in regelmäßigen Abständen. An dieser Nasenlochdominanz können wir ablesen, welche Energie gerade stärker ausgeprägt ist.

Wir haben (grob vereinfacht) eine kühlende, beruhigende Mond-Energie in uns. Ihre Leitbahn namens Ida Nadi endet am linken Nasenloch.

Und wir haben eine wärmende, aktivierende Sonnen-Energie in uns, deren Leitbahn (Pingala Nadi) am rechten Nasenloch endet.

Ida und Pingala gehören zu den wichtigsten Energiekanälen (Nadis) unter den laut der Hatha Yoga Pradipika insgesamt 72.000 Leitbahnen.

So wie Ebbe und Flut, Tag und Nacht, Yin und Yang haben auch wir immer wieder aktive und ruhige Phasen. Im Yoga heißt es, wenn unsere linke Seite dominant (also das linke Nasenloch offener und freier) ist, ist die beruhigende Mond-Energie stärker ausgeprägt. Bei der rechten Seite demnach die aktivierende Sonnen-Energie. Jede erfüllt einen Zweck und unterstützt uns bei bestimmten Tätigkeiten. Swara Yoga konzentriert sich darauf, diese Energien möglichst harmonisch zu nutzen.

Was hat das jetzt mit dem „falschen Fuß“ zu tun?

Wenn zum Beispiel Ida Nadi mit der beruhigenden Energie dominant ist, dann ist es laut Swara Yoga zum Beispiel eine gute Zeit zum Singen, Musizieren, für intuitive Entscheidungen und jede Art von Neubeginn (der ebenfalls eine intuitive Verbundenheit erfordert). Wenn die aktivierende Energie von Pingala Nadi dominant ist, dann ist das eine gute Zeit für körperlich fordernde Arbeit, Sport, logisches Denken oder Aufräum- und Reinigungsarbeiten zum Beispiel. Als starre Regel ist das im Alltag kaum praktikabel – aber eine hilfreiche Orientierung, um das Zusammenspiel von Atem und Energie bewusster wahrzunehmen.

Und welcher ist nun der „richtige“ Fuß zum Aufstehen? Ist morgens beim Aufwachen die linke Seite aktiv, solle man mit dem linken Fuß zuerst aufstehen und umgekehrt, heißt es. Das darfst du gern in der Kategorie „Fun Fact“ verbuchen, wie oben erwähnt. Ich gestehe, auch mein erster Gedanke beim Aufstehen gilt nur höchst selten meiner Nasenlochdominanz.

Was wir aber daraus mitnehmen können:

Das Gefühl, mit dem „falschen“ Fuß aufgestanden zu sein, bedeutet, dass Körper, Atem und (mentale) Aktivität nicht im Einklang sind.

Und darauf können wir mit einfachen Atemübungen und Meditationen Einfluss nehmen.

Die klassische Wechselatmung (Nadi Shodhana) als Meditationsvorbereitung zielt beispielsweise darauf ab, die Energie von Ida und Pingala Nadi auszugleichen – und dadurch in den zentralen Energiekanal Sushumna zu leiten. Wenn die Energie hier fließt, fühlen wir uns insgesamt ausgeglichener und erleben tiefere meditative Zustände. Denn hier sind wir nicht mehr so sehr Spielball dieser Gegensätze von Ida und Pingala. Wenn du Schwierigkeiten mit der Wechselatmung hast, lies dir unbedingt hier meine Tipps dazu durch.

Ob du also mit dem falschen Fuß aufstehst oder nicht – dein Atem gibt dir jederzeit die Möglichkeit, in die Balance zurückzufinden.


Stefanie Seher Porträt

Hi, ich bin Stefanie!

Ich unterrichte Yoga und Meditation und schreibe hier darüber, wie du mehr Verbindung, Tiefe und Erfüllung in deiner Praxis finden kannst – und wie du all das in deinen eigenen Unterricht einfließen lassen kannst.


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