Probleme mit der Wechselatmung? Diese Tipps helfen dir!

Die Yoga- und Meditationslehrerin Stefanie Seher demonstriert mit der rechten Hand Vishnu Mudra für die Wechselatmung und stützt zugleich mit der linken Hand den rechten Ellenbogen.

Nadi Shodhana ist eine der wichtigsten Atemtechniken im Yoga – für Einsteiger wie für Fortgeschrittene. Und auch zur Meditationsvorbereitung ist die Wechselatmung höchst wirkungsvoll. Aber manchmal wird es schwierig: Wenn die Nase nicht frei ist oder die Haltung zu Verspannungen führt, fühlt sich die Wechselatmung alles andere als ausgleichend und entspannend an. Mit diesen Tipps machst du es dir leichter.

Wechselatmung: Eigentlich geht es um Energie

„Nadi Shodhana“ bedeutet „Reinigung der Energiekanäle“ (Nadis). Diese Atemübung soll also in erster Linie die Energieleitbahnen beeinflussen, die an den Nasenflügeln enden.

  • Ida Nadi: Die Leitbahn der beruhigenden, kühlenden, oft auch als weiblich beschriebenen Mond-Energie endet am linken Nasenflügel.
  • Pingala Nadi: Die Leitbahn der aktivierenden, wärmenden, oft auch als männlich beschriebenen Sonnen-Energie endet am rechten Nasenflügel.

Welche Energie zu einem bestimmten Zeitpunkt vorherrscht, ist daran zu erkennen, welches Nasenloch gerade offener und freier ist. Diese sogenannte Nasenlochdominanz wechselt ca. alle 1,5 bis 2 Stunden.

Nadi Shodhana hilft nicht nur, diese Energiekanäle zu reinigen, sondern auch ein besseres Gespür für Ida und Pingala zu bekommen. Die klassische Wechselatmung gleicht den Energiefluss zwischen beiden Leitbahnen aus, indem mit Ringfinger und Daumen der Luftfluss durch die Nasenlöcher gelenkt wird.

Dadurch wird der zentrale Energiekanal, Sushumna, zugänglich – und dieser ausgeglichene Zustand ermöglicht Meditation.

Es geht also nur auf einer oberflächlichen Ebene um dem physischen Atemfluss. Das eigentliche Ziel ist ein energetischer Ausgleich.

Die Nase ist nicht frei – was nun?

Eine der häufigsten Schwierigkeiten bei der Wechselatmung entsteht, wenn die Nase nicht ausreichend frei ist. So entsteht schnell das Gefühl, auf einer oder sogar beiden Seiten nicht genug Luft zu bekommen. Das kann unterschiedliche Ursachen haben, zum Beispiel Nasenscheidewand-Verkrümmungen, Polypen oder einfach eine vorübergehende Erkältung. Die Auswirkungen auf die Wechselatmung lassen sich aber in allen Fällen deutlich reduzieren, wenn wir uns mehr auf die energetische als die mechanische Dimension der Übung konzentrieren. Natürlich atmen wir auch physisch, aber die Wirkung geht darüber hinaus.

Die allgemeine Anleitung für Vishnu Mudra, die Handposition in der Wechselatmung, besagt: Es wird abwechselnd mit Daumen und Ringfinger der rechten Hand ein Nasenloch „verschlossen“. Dabei drücken viele den ganzen Nasenflügel nach innen an die Nasenscheidewand, um den Luftfluss auf dieser Seite zu blockieren. Das ist aber gar nicht unbedingt nötig. 

Wenn wir vor allem Ida Nadi und Pingala Nadi ansprechen wollen, reicht es, die Finger mit leichtem Druck an den Endpunkten der Leitbahnen aufzulegen. Und diese Endpunkte sind etwas weiter oben: dort wo seitlich an der Nase der feste, knöcherne Teil in den weicheren Nasenflügel übergeht. Daumen und Ringfinger üben nur gerade so viel Druck aus, um Bewusstsein in diese Punkte bringen – es ist nicht erforderlich, den ganzen Nasenflügel zuzudrücken und den Luftstrom auf einer Seite ganz zu blockieren.

Die Yoga- und Meditationslehrerin Stefanie Seher demonstriert Vishnu Mudra: Mit der rechten Hand wird abwechselnd mit leichtem Druck der Ringfinger am linken Nasenflügel, dann der Daumen am rechten Nasenflügel aufgelegt.
Die Auflagepunkte für Daumen und Ringfinger bei der Wechselatmung sind dort, wo die Energieleitbahnen Ida und Pingala enden: seitlich an der Nase, wo der knöcherne Teil in den weicheren Nasenflügel übergeht.

Wenn du deine Übung auf diese Weise verfeinerst, ist die Atmung weniger eingeschränkt und du kannst die Wirkung der Wechselatmung trotzdem erleben.

Wenn du ein feines Gespür für deine Atmung und deine Energie entwickelt hast, kannst du die Wechselatmung auch rein mental, also ohne Vishnu Mudra, praktizieren: Dabei lenkst du den Atem nur mit der Kraft deiner Aufmerksamkeit von Seite zu Seite.

Entspannte Finger in Vishnu Mudra 

Die Yoga- und Meditationslehrerin Stefanie Seher demonstriert Vishnu Mudra

Gerade für Einsteiger ist die Handposition in Vishnu Mudra oft gewöhnungsbedürftig: Daumen und Ringfinger werden für die Wechselatmung genutzt. Zeige- und Mittelfinger sind Richtung Daumenballen eingeklappt. Der Ringfinger leicht abgespreizt. Dies ist die traditionell gelehrte Handposition. Sie stammt aus einem Kontext, in dem auch jedem Finger eine energetische Bedeutung bzw. Rolle zugeschrieben wird.

Dabei versuche dennoch so entspannt wie möglich zu bleiben, denn auch eine verkrampfte Hand- und Fingerhaltung kann von der ausgleichenden Wirkung der Atemübung ablenken. In manchen Fällen, zum Beispiel bei Rheuma, kann es sein, dass Vishnu Mudra nicht möglich ist. In so einem Fall wandle die Fingerposition so ab, dass du die Wechselatmung möglichst entspannt üben kannst – oder probiere die rein mentale Wechselatmung ohne Mudra.

Schulter- und Nackenverspannungen vorbeugen

Wie die meisten Atemübungen braucht auch die Wechselatmung ein paar Minuten, bis sie ihre Wirkung entfaltet. Für eine längere Zeit die Hand an der Nase zu halten, kann daher durchaus unbequem werden. Um Schulter- und Nackenverspannungen zu vermeiden, mach es dir etwas leichter: Du kannst ganz einfach mit der linken Hand deinen rechten Ellenbogen stützen. Der linke Arm ruht dabei entspannt am Körper bzw. auf dem Bauch. 

Die Yoga- und Meditationslehrerin Stefanie Seher demonstriert die Wechselatmung mit Vishnu Mudra

Achte auch darauf, dass du aufrecht sitzen bleibst: Der Rücken ist gerade, der Kopf aufrecht in Verlängerung der Wirbelsäule. Neige nicht den Kopf nach vorn – die Hand geht nach oben zur Nase, nicht die Nase nach unten zur Hand. So eine durchgehend aufrechte Position mit dem linken Arm als Stütze macht Schulter- und Nackenverspannungen deutlich unwahrscheinlicher.

Darüber hinaus hat auch die aufrechte, lange Wirbelsäule ein energetisches Ziel: Denn hier wird der zentrale Energiekanal Sushumna verortet, in den wir mit der Wechselatmung die Energie lenken wollen.


Stefanie Seher Porträt

Hi, ich bin Stefanie!

Ich unterrichte Yoga und Meditation und schreibe hier darüber, wie du mehr Verbindung, Tiefe und Erfüllung in deiner Praxis finden kannst – und wie du all das in deinen eigenen Unterricht einfließen lassen kannst.


Kommentare

2 Antworten zu „Probleme mit der Wechselatmung? Diese Tipps helfen dir!“

  1. Liebe Stefanie,
    Dankeschön für diesen aufklärenden Blogartikel. Ja, manche meiner Yogaschülerinnen und Atemklientinnen tun sich anfangs nicht so leicht mit Nadi Shodana.

    Da hilft deine Erklärung super.

    Atementspannte Grüße aus Offenbach
    Jutta 🌬️💚

  2. Liebe Stefanie
    Sehr schön und einfach beschrieben. Die Fotos helfen sehr fürs Verständnis.

    Einen entspannten Wochenstart.
    Liebe Grüsse aus der Schweiz
    Seraina

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